Kopfsache

oder auch Engelchen, Teufelchen, Schweinehunde und fidele Wasserschweinchen

Der Sonntag begann recht grau in grau, das Wetter wie so oft in letzter Zeit nix Halbes und nix Ganzes, zumindest aber frostfrei. Nach dem gestrigen Holzschlichten, Stabi-und Schwimmtraining hatte ich quasi Ganzkörpermuskelkater.

Rückblick auf Samstag: Da fiel die geplante Freiwassereinheit aus; wir hatten pünktlich zum Holzliefertermin Eisregen, daher konnte unser Lieferant erst gegen Mittag kommen und meinen ach so schön ausgedachten Plan für den Tag hatte es zerschossen. Nun gut, dachte ich mir, dann musst du eben in die kalte Badewanne, wenn du Kaltwassertraining machen willst. Nachmittags ließ ich mir also in unserem schönen neuen Bad die Wanne voll laufen, Musik an, das Thermometer sagte 7 Grad Wassertemperatur. Ja, dann, auf gehts! Ich bin in die Wanne gestiegen, bis zum Knien kam ich, weiter ging nicht. Ich kann das einfach nicht! Vor allem fehlt mir einfach nahezu alles, was ich am Eisschwimmen schätze. Kein draußen, kein See, keine Bewegung ..., sorry, NEIN! Ziemlich sauer hab ich dann vor dem Mastersschwimmtraining noch eben mein Bodenturnprogramm durchgezogen: 2,5 min planken, leider war eine kurze Pause nötig, 115 crunches und 105 dips, die ebenfalls gesplittet in 65-40. Die Arme waren also schon vorbelastet. Das Schwimmtraining wurde auch noch recht hart, ich war abends herrlich ausgepowert ;-)

Zurück zum Sonntag: ich war also nicht in bester körperlicher und mentaler Verfassung als wir an den See fuhren. Kommunizieren tu ich so etwas aber ja nicht :-/  Ich bereitete mich so gut es ging mental auf das Schwimmen vor. Wir hatten Glück, die Sonne ließ sich sehen, das Eis war weg, das Wasser mit etwa 3 Grad deutlich wärmer als vorgestern und auch die Lufttemperatur lag mit 4 Grad gut im Plusbereich. Auf dem Weg zum Wasser unterhielt ich mich mit Robby darüber was er eigentlich zu tun hätte, würde mir beim Schwimmen etwas passieren. Er erzählte mir, dass er sich schon immer Sorgen macht, wenn ich im Eiswasser schwimme und sich auch deshalb auf den Sommer freut. Wir vereinbarten, dass ich ihm an jeder Wende ein Zeichen gebe, dass es mir gut geht. So schälte ich mich aus den Klamotten und spazierte ins Wasser, Brille ausspülen, dass ich was sehe, Robby machte ein Foto, dann meinte er ich soll die Arme nochmal anders nehmen. Derweil wurden meine Füße kalt und ich sagte ihm, dass ich jetzt rein gehen muss. Bis übers Knie, ouh, kalt! Umdrehen, raus, neuer Anlauf ... am Oberschenkel war Schluß. Verdammt! fluchend bin ich aus dem Wasser raus, hab vor mich hin gepfropfert, Kappe, Brille, Ohrenstöpsel hin geworfen und begonnen mich anzuziehen. Ich war so sauer! vor allem auf mich selbst. Währenddessen kämpften die Stimmen in meinem Kopf "wenns nicht geht, gehts nicht" "wenn du es nicht noch einmal probierst, bereust du das später" "vielleicht ist heute einfach ein falscher Tag" "du hast aber nächste Woche was vor"  und letztendlich "hey, das ist dein Kopf, dein Körper, du hast die Macht darüber! Du bestimmst ob es geht oder nicht!" Und das war der Auslöser, dass ich die Klamotten ein zweites Mal von mir geschmissen habe, die Boje wurde wieder umgeschnallt, Ohrstöpsel, Kappe, Brille wieder appliziert und mit dem Wut-Mut ging es diesmal zügig ins Wasser. Uhr gestartet, und losgebrustet. Wie üblich brauchte ich die ersten Züge um die Atmung kontrolliert zu bekommen, bin aber recht lange Brust geschwommen, bis zu ersten Wende. Ab da ging es kraulenderweise weiter. Sieh an, es geht doch! Ich hab brav an jeder Wende den Daumen in die Höhe gehalten, Robby lief am Ufer mit, und zugesehen, dass ich im flachen Bereich bleibe, da da heute ja kein Eis war. Es lief gut, die letzte Wende am zum Damm zeigenden Strandende, ein Blick auf die Uhr - 12 min. Ich hab Robby angedeutet, dass ich noch mal auf die andere Seite schwimme. Dort eine letzte Wende, dann hatte ich meine 15 min voll, als ich am Einstiegspunkt wieder angelangt war. Das war nicht das Limit heute, aber doch die Zeit die ich schwimmen wollte und v.a. meinte meiner Familie zumuten zu können.

Die Aufwärmphase lief völlig normal ab. Da Robby fuhr konnte ich im Auto aufwärmen.  Da ist es für mich etwas anders, nicht leichter, nicht schwieriger, aber eben anders. Es ist wärmer, ich kann sitzen, hab die Sitzheizung - gut! Aber ich mch die Augen lieber zu, ich hab das Gefühl, das überfordert meinen Kopf sonst; mir wird generell leicht übel wenn ich z.B. etwas lese beim Autofahren.

Und was nehme ich aus der heutigen Einheit mit? Ich kann mich nicht immer abschirmen gegen Einflüsse von außen, speziell von den Menschen die ich liebe. Ich bin froh, dass ich sie habe und will ja auch noch einige Zeit mit ihnen verbringen. Ich hab schon einige Male geschrieben wie wichtig die mentale Vorbereitung auf das Eisschwimmen für mich ist. Heute war ich mental nicht ganz auf der Höhe, darum hat das Gespräch gereicht, dass der erste Versuch in die Hosen ging. Durch meine Wut darüber, gelang es mir mich wieder hoch zu ziehen, neu zu fokussieren und die kleine Niederlage in einen Erfolg umzuwandeln. Das nächste Mal werde ich den ersten Versuch sparen zu können, mental kann ich nämlich ganz schön stark sein ;-)