7-Seen-Wanderung

7-Seen-Wanderung am 04.05.19 – Tour W 15 – Die kleine Midnighttour

Mehr wandern wollten wir dieses Jahr, nachdem ich das Laufen nun aufgegeben habe. Da traf es sich gut als ich auf Fb das Gewinnspiel von Altmühltrail gesehen habe. Ich gebe zu, ich hab es nicht so genau angesehen sondern einfach mitgemacht. Die Überraschung war groß, als ich 2 Startplätze gewonnen habe und dann erst realisiert, dass es sich um eine Wanderung bei Leipzig handelt. Zur Wahl standen 24 und 73 km, beide starteten in der Nacht. Die Wahl fiel auf die kleine Tour mit 24 km, alles andere wäre mit meiner Vorgeschichte einfach nur dumm gewesen. Die Vorlaufzeit war auch nicht allzu lange, die Gewinnbenachrichtigung kam just am Tag nach unserer bisher längsten Wanderung mit 19 km und ca. 5 Wochen vor dem Start.

Und so begab es sich, daß wir am Freitag Nachmittag gen Osten fuhren. Voller Vorfreude, aber eben immer noch mit dem leicht bangen Gefühl, ob mein Fuß das mitmacht. Natürlich hat er sich in den Tagen vorher wieder bemerkbar gemacht, und ich war viel mit Dehnen und Blackroll beschäftigt. Die Schuhe waren auf Wandersofas upgegradet worden und die neu erworbenen Regenjacken … dazu später. Vor Ort in Gleiwitz haben wir uns unseren Startpunkt erst einmal angesehen, einen ruhigen Stellplatz für den Bus ausgeguckt und sind dann über Markkleeberg, hier war das Haupt-Remmi-Demmi, nach Leipzig rein zum Essen gefahren. Essen soll ja nicht belasten, drum waren die Portionen eher überschaubar für den Preis, aber immerhin sehr lecker. Den Nachtisch gab es am ausgemachten Stellplatz im Bus – Blaubeeren. 2 bis 2,5 h Schlaf waren noch drin, bevor wir uns in die diversen Wanderklamotten-Schalen zwiebelten, die Rucksäcke packten und die 100 m zum Start gingen.

 An Reuters Radlerhof ging es los. Da hier neben unserem Start auch noch Verpflegungsstelle für andere Touren war, gab es keine Startzeremonie, man holte sich die Unterlagen, die ersten Stempel auf den Stempelkarten und wurde gescannt, dann konnte man los wackeln. Noch bevor wir loskamen, gab es den Spruch der Nacht von einer anderen Teilnehmerin „Macht lieber nen Tough Mudder, des ist leichter!“ Sie war als Rookie auf der 102 km Strecke unterwegs, zu dem Zeitpunkt 46 km aufm Tacho und sie und ihre Begleiter hatten sich verlaufen und waren am falschen Checkpoint gelandet. Ich hoffe, sie haben ihre Strecke wieder gefunden und sind noch gut durchgekommen.

Um 0:42 Uhr ging es nun auch für uns auf die Reise. Unser Weg lief zuerst an der Pleiße entlang, gut laufbar, gut gekennzeichnet und hell genug, dass die Stirnlampen erst mal aus blieben. Die Stimmung war prima und wir genossen es hier zu laufen begleitet vom Gesang der Nachtigallen. Die Zeit bis zum ersten Kontrollpunkt nach 5,7 km bei der Feuerwehr in Böhlen verging wie im Flug. Hier gab es die nächsten Stempel in die Pässe und diese wurden gescannt. Verpflegung mit warmen und kalten Getränken, Obst und Kuchen war ebenfalls vorhanden.

Wir hielten uns nicht allzu lange auf und gingen bald in Richtung Rötha. Hier wurde es nun teilweise dunkler, da wir unter Bäumen liefen, die Stirnlampen kamen immer wieder zum Einsatz. Soweit möglich, ließen wir sie aber aus, das war einfach angenehmer, zumindest auf den geteerten Abschnitten oder guten Feldwegen.  Ein Stück Weg ging an einem See entlang, dann über Wiese und Trampelpfade, zum Teil malerisch mit Fackeln ausgeleuchtet. Bei Km 10,5 hatten wir den nächsten Kontrollpunkt im Sportlerheim in Rötha erreicht. Das Prozedere Stempel holen, scannen wiederholte sich und dann gab es auch wieder leckere Versorgung, hier auch Gemüse wie Paprika und Gurken und belegte Brote. Ich blieb den Bananen treu und genehmigte mit ein Protein-Bällchen von Veganz, das ich mir als Gutzerl für diese Station versprochen hatte. Da mein Bauch ja häufiger nicht mit dem Angebotenen einverstanden ist, gehe ich halt auf Nummer sicher und versorge mich meist selbst.

Der nächste Abschnitt war wohl der unattraktivste unserer Nachtwanderung, er führte uns hauptsächlich an der Straße entlang, durch die Baustelle des Neubaus der A 72, bis ins Stadion Espenhain. Die Dunkelheit war auf diesem Teil kein Schaden, die Streckenführung aber immer in sicheren Bereichen. Kurz vor dem Stadion, das bei Km 13,9 lag und aufgrund der kurzen Teilstrecke bald erreicht war, fing es sachte an zu tröpfeln. Zum Glück waren wir schon so weit gekommen und konnten erreichten Espenhain noch im relativ Trockenen. Hier waren nur außen Bänke aufgestellt, eine Möglichkeit zum Unterstellen habe ich nicht gesehen. Aber auch hier wieder liebevoll gestaltet, Kuchen und Süßigkeiten standen zum Teil auf den Tischen, der Rest am Buffet. Stempel gab es natürlich auch hier, der Scanner hatte jedoch bereits den Dienst quittiert. Da das Tröpfeln anhielt und eher zunahm, entschlossen wir uns gleich hier die Jacken zu wechseln. Die ein bzw. zwei Tage vorher neu erworbenen Regenjacken kamen zum Einsatz. Ja, wir hatten beide nicht mehr so ganz auf dem Schirm, dass die alten Jacken in die Jahre gekommen waren und nicht mehr so wirklich dicht.

Die letzte und längste Etappe lag nun vor uns, ca. 10 km. Kaum auf der Strecke leuchtete an einem Gartenzaun ein Pfeil der auf ein Futterhäuschen wies: „ Futterstelle – Körner zur Stärkung“ war zu lesen und „Durchhalten und viel Spaß!“  Das Häuschen war gefüllt mit Süßigkeiten, sogar an einen Eimer für die Verpackungen war gedacht worden <3

Der Regen hatte uns nun fest im Griff, es pieselte stetig vor sich hin. Die Strecke führte uns nun durch die Hochhalde Trages. Auch im Dunkeln und bei Regen war diese sicher der schönste Teil. Auf Graswegen, Birken und andere Bäume und Büsche beidseits als teils lichten, teils üppigen Bewuchs. Schade, dass der Sonnenaufgang nicht zu sehen war, das wäre hier wunderschön gewesen. Dieser höchste Punkt der Wanderung vereinte die gesamten Höhenmeter auf wenigen Metern. Ob es nun ein Segen war, dass das dank immer noch mangelndem Licht nicht erkenn- sondern nur spürbar war, weiß ich immer noch nicht. Den Aussichtsturm „Erzgebirgeblick“ haben wir nur von unten angesehen, 33 m über nasse Metallstufen nach oben und wieder runter hab ich mir nicht geben müssen ;-)  Ehrlich gesagt reichten mir die paar Stufen die wir etwas später beim „Abstieg“ von der Hochhalde bewältigen mussten. Ich und Treppen, zwei Welten. Bei allem was über normale Geschoßhöhe und Treppenanzahl hinaus geht, verlässt mich die Koordination. Ich kann also nur langsam oder mit immer wieder anhalten zum Beine sortieren, wenn ich nicht die schnelle schmerzhafte Variante haben will. Mittlerweile war es aber soweit hell, dass die Lampen ausbleiben konnten und Treppen wie auch Wege um Umgebung gut erkennbar waren.

Robby und mir waren die Hände mittlerweile ordentlich kalt und nass. Die letzten 1 bis 1,5 km gingen mir zäh aus dem Gerippe. Erwartungshaltung, schließlich war es fast geschafft. Manchmal ist es schon verblüffend wie sehr der Kopf das Ruder übernimmt. Bis dahin war alles gut, es zwackte zwar mal hier und mal da, aber das ließ sich ignorieren. Als es anfing zu regnen, lagen noch ca. 2 h vor uns und auch das war egal, wurde halt hingenommen. Mit dem Ziel in greifbarer Nähe erlaubte der Kopf dann aber doch, das Ach und Oh und Weh im Gebälk wahrzunehmen. Ich war froh als der Sportplatz in Thierbach sichtbar wurde. Nach den letzten Stempeln, gab es direkt die Urkunden. 23,7 km lang war unsere Tour genau. Gebraucht hatten wir insgesamt 4:58 h, reine Gehzeit waren 4:25 h. Somit waren wir wesentlich früher als erwartet an unserem Ziel angelangt. Auch diese Station war nicht nur Ziel, sondern auch ein Verpflegungspunkt für andere Touren. Als Special gab es hier Puddingsuppe, eine Art flüssigen, warmen Puddings, wenn ich das richtig erkannt habe. Probiert habe ich nicht, ich weiß ja, dass das sprichwörtlich in die Hose gehen würde.

Durch unsere frühe Ankunft am Ziel hätten wir über eine Stunde auf das erste Shuttle warten müssen, gebucht hatten wir sogar erst das zweite, was gut 3 h Wartezeit bedeutet hätte. Da hier jedoch nur ein relativ kleines Zelt als trockene Aufenthaltsmöglichkeit vorhanden war, entschlossen wir uns, uns den Luxus Taxi zu leisten um zurück zum Startpunkt und unserem Auto zu kommen.

Das ist auch meine einzige Manöverkritik an der Veranstaltung. Es wäre eine Sporthalle o.ä. vorhanden gewesen, dort durften aber nur diejenigen, die sich massieren lassen wollten hinein. In Anbetracht des Wetters, Regen und ca. 2 Grad, wäre es schön gewesen, wenn hier kurzfristig umdisponiert worden wäre und Weiterwanderer wie auch Finisher die Möglichkeit gehabt hätten alle in einem trockenen Raum unterzukommen bis es, zu Fuß oder mit dem Bus, weiter ging.

Uns hat es trotz des Wetters sehr gut gefallen! Ein ganz riesengroßes Lob an die Helfer, die alle super lieb und freundlich waren, obwohl sie sich für uns die Nacht um die Ohren schlugen. Vielen Dank auch nochmal an Altmühltrail für die Startplätze. Ohne eurer Gewinnspiel wäre uns echt etwas entgangen.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir wiederkommen. Das nächste Mal aber für eine Tour am Tag um von der Landschaft auch etwas zu sehen.

Für mich ganz persönlich war die Tour ein Meilenstein. Es war die längste Strecke, die ich jemals zu Fuß zurückgelegt habe. Zu Lauf- und Triathlonzeiten bin ich nie über die Halbmarathondistanz von 21,1 km raus gekommen. Nach der langen Krankheitsgeschichte mit diesem verflixten Fersensporn vor 4 Jahren, bin ich immer noch und immer wieder demütig und froh solche Distanzen gehen zu können. Ich muss das gar nicht rennen können! Wie oft war ich damals nicht in der Lage 200 m unsere Straße runter zu gehen. Und als ich letztes Jahr sehr, sehr langsam das Laufen wieder aufgebaut hatte bis 7 oder 8 km ohne orthopädische Probleme zu bekommen, machte dann die Atmung nicht mit. Ich hoffe, hoffe, hoffe, dass mir diese langsamere Art Distanzen zu bewältigen und schöne Gegenden zu erkunden vergönnt bleibt.

© OpenStreetMap-Mitwirkende; Die Kartendaten sind unter der Open-Database-Lizenz verfügbar ,  die Kartografie gemäß CC BY-SA ist lizenziert  www.openstreetmap.org/copyright

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Ursprünglich war geplant in der Gegend dort an einen der zahlreichen Seen zu fahren, kurz zu schwimmen und uns vor der Heimfahrt auszuruhen. Da wir aber ziemlich durchgefroren waren, holten wir beim Bäcker Brötchen und Kaffee, frühstückten im, dank Standheizung warmen, Auto und begaben uns dann auf den Heimweg. Die Entscheidung war sicher richtig, im ehemaligen Grenzgebiet schneite es und die Temperaturen fielen auf unter Null. Eine Ruhepause war zwar zwischendurch fällig, aber wir kamen noch recht gut durch und ohne Stau nach Hause.